Museums-Tipp: Das Hôtel de la Marine in Paris

Direkt am Place de la Concorde, im Herzen von Paris, liegt das Hôtel de la Marine – bisher noch ein Museums-Geheimtipp.

Direkt am Place de la Concorde, im Herzen von Paris, liegt das Hôtel de la Marine - bisher noch ein Museums-Geheimtipp.

[Museum Pass] Erst im Jahr 2020 wurde das Hôtel de la Marine am ursprünglichen Sitz des Garde-meuble de la Couronne eröffnet, in den Räumlichkeiten der ehemaligen königlichen Intendanz für Mobiliar im Ancien Régime, dem Vorgänger von Mobilier national. Der Rundgang durch das Museum führt durch die Al Thani Sammlung mit archäologischen Schätzen aus allen Kontinenten, sowie durch prachtvolle Gemächer und Prunksalons aus dem 18. Jhd. Ergänzt werden die historischen Räumlichkeiten durch neueste Ausstellungstechnik, wie etwa tanzende Spiegel oder sprechende Gemälde.


Das Hôtel de la Marine wurde im 18. Jhd. nördlich am Place de la Concorde errichtet.
Das Hôtel de la Marine wurde im 18. Jhd. nördlich am Place de la Concorde errichtet. Seit dem Jahr 2020 ist es als Museum zugänglich. Vorher war das Gebäude der Sitz der Verwaltungsbehörde für die französische Marine.
Nachdem die Verwaltungsbehörde für die französische Marine im Jahr 2015 aus dem Gebäude ausgezogen war, wurde das Hôtel de la Marine komplett restauriert.
Nachdem die Verwaltungsbehörde für die französische Marine im Jahr 2015 aus dem Gebäude ausgezogen war, wurde das Hôtel de la Marine komplett restauriert, inklusive einer gläsernen Überdachung über den seitlichen Innenhof.

Das Hôtel de la Marine

Die Geschichte des heutigen Hôtel de la Marine reicht bis ins 18. Jhd. zurück. Im Jahr 1748 beschloss die Stadt Paris einen Platz gestalten zu lassen, auf dem eine Statue zu Ehren von König Ludwig XV. errichtet werden sollte. Als Rahmen für diesen Place Louis XV., der seit 1795 den Namen Place de la Concorde trägt, wurden im Norden von Ange-Jacques Gabriel, dem ersten Architekten des Königs, zwei Doppelpaläste geplant. Nach der Fertigstellung der monumentalen Gebäude wurde das östliche der beiden zum Standort des Garde-meuble de la Couronne, eine Institution zur Verwaltung des königlichen Mobiliars. Entsprechend wurden die Räumlichkeiten als Lager, Werkstätten, Amtswohnungen und Ausstellungsgalerien genutzt. Zugleich war der Palast auch Wohnsitz des Intendanten Pierre-Elisabeth de Fontanieu sowie seines Nachfolgers Marc-Antoine Thierry de Ville d’Avray.

Vom heutigen Hôtel de la Marine aus wurde im 18. Jhd. die Anschaffung und Instandhaltung des Mobiliars der königlichen Residenzen wie Versailles oder Fontainebleau organisiert. Die Institution, ein Vorläufer von Mobilier national, kümmerte sich zudem um die Aufbewahrung der königlichen Sammlungen, etwa Waffen, Rüstungen, Wandteppiche, Bronzeskulpturen und sogar die Verwahrung der Kronjuwelen. Im Juli 1789 startete dann die Französische Revolution mit Waffen, die hier aus den Ausstellungsräumen entwendet wurden. Ludwig XVI. verließ zum Ausbruch der Revolution sofort Versailles für Paris; alle staatlichen Verwaltungsbehörden folgten ihm. Dem Ministerium der Marine wurde so als neuem Standort der Palast zugewiesen, in dem das Garde-meuble untergebracht war. Seit dem trägt das Gebäude den Namen Hôtel de la Marine, das über 200 Jahre zum Sitz der Verwaltungsbehörde für die französische Marine wurde, bis zum Umzug des Ministeriums im Jahr 2015. Seit dem wurde die Gebäudeverwaltung dem Centre des monuments nationaux (CMN) übertragen. Nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten, die zu einem Großteil den Charakter der historischen Räume aus dem 18. Jhd. wieder herstellten, ist das Hôtel de la Marine seit 2020 nun als Museum zugänglich.


Im 18. Jhd. war das heutige Hôtel de la Marine der Standort des Garde-Meuble de la Couronne.
Im 18. Jhd. war das heutige Hôtel de la Marine der Standort des Garde-Meuble de la Couronne. Die prunkvolle Einrichtung aus dieser Zeit wurde rekonstruiert und bietet heute einen Einblick in das Leben aus dieser Zeit.
Neben Repräsentations- und Empfangsräumen können bei einem Rundgang durch das Hôtel de la Marine auch die rekonstruierten Wohnräume der Intendanten des Garde-Meuble de la Couronne besichtigt werden.
Neben Repräsentations- und Empfangsräumen können bei einem Rundgang durch das Hôtel de la Marine auch die rekonstruierten Wohnräume der Intendanten des Garde-Meuble de la Couronne besichtigt werden.

Die historischen Räume

Bei der Restaurierung des Hôtel de la Marine ab 2017 wurden die Wohnräume des Intendanten des Garde-meuble aus dem 18. Jhd. wieder hergestellt. Sie wurden einst im Jahr 1765 von Pierre Elisabeth de Fontanieu eingerichtet und in den Folgejahren umgestaltet. Die Räume, die sich im ersten Stockwerk des Gebäudes befinden und zur Place de la Concorde bzw. zur Rue Saint-Florent ausgerichtet sind, gelten als ideales Beispiel für das Wohngemach nach den ästhetischen Standards gegen Ende der Aufklärung.

Im Norden befinden sich die Gemächer des ab 1786 amtierenden Intendanten Thierry de Ville d’Avray, bestehend aus Vorzimmer, Schlafzimmer, Empfangskabinett und Badekabinett. Im Süden kann das ehemalige Schlafzimmer von Madame Thierry de Ville d’Avray besichtigt werden. Beide Gemächer sind über einen Salon und den Speisesaal miteinander verbunden. Zum Innenhof hin kann zudem das Schlafzimmer vom ersten Intendanten Pierre Elisabeth de Fontanieu besichtigt werden sowie das Spiegelkabinett und das sogenannte goldene Kabinett. Darüber hinaus sind auch Räumlichkeiten aus der Zeit zugänglich, als das Hôtel de la Marine von der Marine genutzt wurde. Von dieser Zeit zeugen aufwändige Verzierungen zum Thema Meer und Seefahrt, etwa im Ehrensalon, in der ehemaligen Waffenkammer des königlichen Garde-meuble, die in einen Speisesaal umgewandelt wurde, sowie im sogenannten Salon der Diplomaten. Auch das Büro des Generalstabschefs der Marine ist heute noch erhalten.

Einen Einblick in die Zeit des 18. Jhd. bietet nicht nur ein Location-basierter Audioguide, der in vielen Sprachen verfügbar ist. Auch Projektionsflächen auf beweglichen Spiegeln ermöglichen einen Eindruck von der Zeit der prunkvollen Empfänge und Tanzveranstaltungen. Schließlich kommen historische Persönlichkeiten auch selbst zu Wort: in Form von sprechenden Porträts, fast wie bei Harry Potter.


Wie in einer kostbaren Schatzkammer wird im Hôtel de la Marine die Al Thani Sammlung präsentiert.
Wie in einer kostbaren Schatzkammer wird im Hôtel de la Marine die Al Thani Sammlung präsentiert. Die Schätze aus aller Welt werden teils in einer Dauerausstellung gezeigt. Ein Raum wird mit wechselnden Themenschwerpunkten bespielt.
Im zentralen Ausstellungsraum der Al Thani Sammlung schuf das Team um Architekt Tsuyoshi Tane ein immersives Erlebnis.
Im zentralen Ausstellungsraum der Al Thani Sammlung schuf das Team um Architekt Tsuyoshi Tane ein immersives Erlebnis mit über 3.000 hängenden Gold-Ornamenten. Der Boden wurde mit Naturstein in einem sogenannten Versailler Muster aus dem 17. Jhd. gestaltet.

Die Al Thani Sammlung

Neben den Prunkräumen kann im Hôtel de la Marine seit November 2021 auch die Al Thani Sammlung besichtigt werden, eine außergewöhnliche Privatsammlung, die Kunstwerke von der Antike bis zur Gegenwart umfasst. Entsprechend einem Abkommen zwischen dem französischen CMN und der Al Thani Collection Fondation wird die Sammlung für 20 Jahre im Hôtel de la Marine verwahrt und über zweimal jährlich wechselnde Ausstellungen zu verschiedenen Themenschwerpunkten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zuvor waren Objekte der Sammlung übrigens als Leihgaben u.a. im Metropolitan Museum of Art in New York, im Victoria and Albert Museum in London oder im National Museum Tokio zu sehen.

In der Dauerausstellung „Schätze der Al Thani Sammlung“ sind rund 120 Kunstwerke zu sehen, die einen repräsentativen Einblick in die Vielfalt der gesamten Sammlung bieten. Gezeigt werden Objekte von der Antike bis zur frühen Neuzeit, wobei Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen verschiedenen historischen Zivilisationen und weltweiten Kulturen herausgearbeitet werden. Mit zu den Highlights in der Dauerausstellung zählt ein ägyptischer Königskopf aus rotem Jaspis (1475-1292 v. Chr.), eine chinesische Goldbronze-Skulptur eines sitzenden Bären (Han-Dynastie, 206 v. Chr. – 25 n. Chr.), ein Maya-Maskenanhänger (200-600 n. Chr.) oder ein Jade-Weinbecher des Moghul-Kaisers Jahangir (1569-1627).

Bereits unter Ludwig XVI. konnten die Räumlichkeiten des Garde-meuble, in denen die Schätze der königlichen Sammlung aufbewahrt wurden, zu bestimmten Terminen auch von der Öffentlichkeit besucht werden. Das heutige Hôtel de la Marine war damit in gewisser Weise die erste an ein Museum angelehnte Institution, die in Paris eröffnet wurde. Heute wird die Al Thani Sammlung hier in vier Ausstellungsräumen gezeigt, die in den ehemaligen Lagerräumen der königlichen Tapisserien untergebracht sind. Der Prunk des 18. und 19. Jhd. wurde in den Räumlichkeiten aber nicht rekonstruiert. Statt dessen entschied man sich dafür, auf moderne Ausstellungstechnik zu setzen, welche die Objekte besonders in den Vordergrund stellt und ganz für sich sprechen lässt. Das Team um Architekt Tsuyoshi Tane gestaltete hierfür einen zentralen Ausstellungsbereich mit über 3.000 hängenden Gold-Ornamenten, die den Besucher in ein immersives Raumerlebnis eintauchen lassen. In speziell gestalteten Vitrinen kann jedes Objekt hier für sich zur Geltung kommen. Neben zwei weiteren Räumen mit Objekten der Dauerausstellung schließt sich im hinteren Bereich ein Raum für Sonderausstellungen an. Hier werden wechselnde Stücke aus der Al Thani Sammlung präsentiert, aber auch Kooperationsausstellungen mit anderen Museen zusammen realisiert.


Hôtel de la Marine

2 Pl. de la Concorde
75008 Paris

musermeku dankt dem Paris Convention and Visitors Bureau / Atout France für die kostenlose Bereitstellung des Paris Museum Pass.


Bilder: Angelika Schoder – Hôtel de la Marine, Paris 2022


Wir brauchen deine Unterstützung

Werde jetzt Mitglied im musermeku Freundeskreis: Erhalte wöchentlich News zu Kunst und Kultur direkt per E-Mail, sichere dir den Zugang zu exklusiven Inhalten und hilf uns dabei, unsere Betriebskosten für musermeku.org zu decken.


Angelika Schoder

Über die Autorin

Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.

Bei LinkedIn vernetzen


Linktipps


Der Newsletter zu Kunst & Kultur

In unserem kostenlosen Newsletter informieren wir einmal im Monat über aktuelle Neuigkeiten aus dem Kunst- und Kulturbereich.


|

, |